Klosterneuburger Stiftsarchiv (Codex Traditionum Claustroneoburgensis fol. 36)

In einer Urkunde um 1170 aus dem Klosterneuburger Saalbuch, einem vor allem für die lokale Geschichtsforschung wichtigen Codex, wird unter den vom Garser Burggrafen Erckenbert – einem Kuenringer – angeführten verschiedenen Zeugen auch ein Walther gemeinsam mit einem Alber genannt und dabei statt der üblichen Herkunftsbezeichnung merkwürdig unbestimmt als „cognati de Rachez“ – zu deutsch – als „Verwandte von Raabs“ bezeichnet.

Da auch der Babenbergerherzog Leopold V. zu dieser Zeit den Raabser Burggrafen Conrad als „seinen Verwandten“ bezeichnet, handelt es sich bei den eben genannten Walther und Alber vermutlich um Nachkommen der adeligen Raabser Gefolgsleute aus dem bereits erwähnten Dorf „Walthers“ (Nr. 1) bei Waldkirchen. Auf der Suche nach Möglichkeiten, eine eigene kleine Herrschaft zu gründen, dürften diese „Verwandte aus Raabs„ aus dem Gefolge des Raabser Burggrafen Conrad ins Gefolge des Garser Burggrafen Erckenbert übergewechselt sein. Mangels eines eigenen Dorfes galten sie hier vorerst eben als „Verwandte von Raabs“.

 

 

(Stiftsarchiv Zwettl, Cod. IV, fol.187v)

Einige Jahre später, um 1175 tauchen Walther und Albertus erneut als Zeugen in einer Urkunde – diesmal des Allentsteiger Burggrafen „Marquard de Tige“ – auf, der mit der Tochter des Garser Burggrafen Erckenbert verheiratet und somit dessen Schwiegersohn war. „Tige“ war damals die Bezeichnung für „Allentsteig“.

 

 

Burg Allentsteig (Vischer G. M.: Top.Austriae Superioris Modernae 1674)

17 von den insgesamt 23 Zeugen dieser Urkunde sind Gefolgsleute des Allentsteiger Burggrafen, die vorwiegend aus Dörfern rund um Allentsteig stammen. Die restlichen 6 Zeugen dieser Urkunde aber, darunter auch Walther und Albertus, haben scheinbar alle noch kein eigenes Dorf und werden so wie der Burgherr als „de Tige“ – das heißt „von Allentsteig“ – bezeichnet. Es handelt es sich dabei ganz eindeutig um mehrere noch unbehauste Abkömmlinge verschiedener adeliger Familien, die hier in einem der vermutlich letzten Restrodungsgebiete des Waldviertels, innerhalb der Herrschaft Allentsteig noch Chancen für die Schaffung einer eigenen kleinen Herrschaft samt eigenem Dorf sahen.

Walther mit Begleiter Albertus werden im oben gezeigten Ausschnitt der Urkunde neben einem „Albewin von Steinbach“ (Nachbardorf von Allentsteig) genannt. Auf dem unten gezeigten Ausschnitt einer älteren Landkarte findet sich unmittelbar neben diesem Dorf Steinbach das seit dem 14. Jahrhundert verödete Dorf „WALTHERS“ – hier „Waldhersch“ genannt. Der oben um 1175 genannte Walther stand damals also offensichtlich kurz vor der Gründung eines eigenen Dorfes innerhalb der Herrschaft Allentsteig, eines Dorfes dem auch er seinen Namen, nämlich „WALTHERS“ gab. Der Zeuge Walther wird in dieser Urkunde somit neben den Zeugen Albewin von Steinbach bereits in der richtigen Reihenfolge angeführt.

Dieser Walther kommt daher mit Sicherheit nicht nur als Gründer des Dorfes (in weiterer Folge als WALTHERS Nr. 3 bezeichnet), sondern (wie man noch sehen wird), auch als wahrscheinlicher Vater des späteren „Walther von der Vogelweide“ in Frage.

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